Das Themenspektrum, das ihnen geboten wurde, reichte von aktuellen Informationen zur Ermittlung umweltrelevanter Daten für schutzmittelbehandeltes Holz als Bauprodukt, über den europäischen Prozess zur Festlegung des Stands der Technik von Imprägnieranlagen, Prüfungen und Bewertungsgrundlagen zur Dauerhaftigkeit von imprägnierten und unbehandeltem Holz bis hin zu durch Fäulnispilze verursachte Schäden an Fachwerken und bei verbautem Holz im Außenbereich. Den öffentlichen Vorträgen ging wie gewohnt ein verbandsinterner Teil mit den Berichten aus der Geschäftsführung und den Ausschüssen voraus.
Die guten Rahmendaten mit einer in 2014 erneut gestiegenen Anzahl von Baugenehmigungen haben, nicht nur in der Bauwirtschaft insgesamt, sondern auch im Holzhandel, das wirtschaftliche Umfeld der Branche positiv beeinflusst - so Wendelin Hettler, der Obmann des Fachausschusses 1, bei seinem Lagebericht zu Beginn des internen Teils der Veranstaltung. So verzeichnet das Segment „Holz im Garten“ als wichtiger Absatzmarkt einen deutlichen Umsatzzuwachs. Allerdings hat sich das Geschäftsklima der Sägeindustrie nach einen guten Start im Frühjahr im Laufe des 2. Quartals eingetrübt, wodurch die Ertragslage dieser Branche weiterhin angespannt bleibt.
Schwerpunkthemen der Verbandsarbeit
Als Schwerpunktthemen des Fachausschuss 1 nannte Wendelin Hettler an erster Stelle die Fragen, die sich aus der Umsetzung der Biozidverordnung sowie der Bauprodukten-verordnung ergeben. Fragen, wie sie vor kurzem auch in einem Gespräch mit Vertretern des Bundesverbandes der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DeSH) erörtert wurden. Dazu gehörten die erforderlichen Angaben zur CE-Kennzeichnung von schutzmittel-behandeltem Bauschnittholz. Auf Grundlage des vom Verband herausgegebenen Leitfadens zur Tränkwerkimprägnierung stellte die Deutsche Bauchemie daraufhin eine kompakte Praxishilfe für den DeSH und dessen Mitgliedsunternehmen zusammen. Hettler berichtete außerdem über ein Positionspapier zum „Nutzen von Biozidprodukten“, welches vom VCI Arbeitskreis Biozide erstellt wurde. Der Abschnitt zur Produktart 8 „Holzschutzmittel“ wurde dabei inhaltlich wesentlich vom Fachausschuss 1 geprägt. Intensiv beschäftigt hat sich eine vom Fachausschuss 1 eingesetzte Projektgruppe mit Terrassenbelägen aus geschütztem Holz. Hettler beklagte in diesem Zusammenhang, dass der Verbraucher in Deutschland – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – viel zu selten auf kesseldruckimprägniertes Holz als langlebige und wirtschaftliche Alternative für diesen Einsatzbereich angeboten wird. Weitere Themen im Fachausschuss 1 waren die künftigen Auswirkungen der Industrieemissionsrichtlinie 2010/75/EU auf Imprägnierbetriebe sowie die europäische Holzschutznormung.
Abwechslungsreicher öffentlicher Teil
Am Beginn des sehr abwechslungsreichen, öffentlichen Teils der diesjährigen Holzschutztagung informierte Dr. Ute Schoknecht von der BAM in Berlin über die Anforderungen der Bauproduktenverordnung bezüglich der „Emissionen aus holzschutzmittelbehandeltem Holz“. Eingehend betrachtete sie dabei die Entwicklung harmonisierter Testverfahren zur Ermittlung der Freisetzung gefährlicher Stoffe aus Bauprodukten in Boden und Wasser oder in die Innenraumluft. Sie berichtete dabei auch über die Ergebnisse aus Parallelversuchen der BAM im Rahmen der 1. Validierungs-phase, indem Leachingtests mit schutzmittelbehandelten Hölzern sowohl nach CEN/TS 16637-2 für Bauprodukte als auch gemäß der OECD 313-Methode bzw. CEN/TS 15119-2 durchgeführt wurden. Ihr Fazit: Die Resultate aus beiden Verfahren sind übertragbar, die Testverfahren zeigen vergleichbare Abhängigkeiten und führen beim eingesetzten Holzschutzmittel zu ähnlichen Emissionsraten der Wirkstoffe Kupfer und Tebuconazol.
Der künftige Einfluss europäischer gesetzlicher Regelungen auf Holzschutzmittel und Imprägnieranlagen für Holz, und hierbei insbesondere die Auswirkungen der Industrieemissionsrichtlinie (IED), standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. David Aston von der EWPM European Wood Preservative Manufacturers Group (EWPM). Unter dem Titel „The Potential Impact of Legislation on Future Timber Treatment Plant Operation” erläuterte er den so genannten Sevilla-Prozess, in dem auf europäischer Ebene die von einzelnen Mitgliedstaaten eingegangenen umweltrelevanten Informationen zur besten verfügbaren Technik von Imprägnieranlagen diskutiert werden , um anschließend zu einem BREF-Dokument (Best Available Techniques Reference Document) zusammengefasst zu werden. Die im BREF festgelegten Schlussfolgerungen bilden später die Genehmigungsgrundlage für die Industrieanlagen, die mehr als 75 m³ Holz pro Tag imprägnieren. Eine entscheidende Rolle, wie viele Anlagen von der Regelung betroffen sein werden, spielt die Definition der Produktkapazität. Auch auf welcher Grundlage die beste verfügbare Technik bestimmt wird, ist ein wichtiger, zu klärender Punkt.
Mit den „Kriterien zur Festlegung der Dauerhaftigkeit von imprägniertem Holz und unbehandeltem Holz“ beschäftigte sich Dr. Ralf Möller von der BASF Wolman GmbH in Sinzheim. Er lenkte den Blick dabei zunächst auf die relevanten Normen zur Bestimmung der Dauerhaftigkeit von imprägniertem und unbehandeltem oder modifiziertem Holz. Eine Gegenüberstellung der Bewertungskriterien der verschiedenen Prüfnormen und anhand anschaulicher Beispielrechnungen zeigen die deutlich härteren Prüfbedingungen für schutzmittelbehandeltes Splintholz im Vergleich zu einer Klassifizierung von Kernholz als sehr dauerhaft. Imprägniertes Splintholz, das den Kriterien der EN 113 und EN 599 genügt, kann immer der Dauerhaftigkeitsklasse 1 nach EN 350-2 zugeordnet werden. Auswirkungen hat dies auch auf den Einsatz imprägnierter und unbehandelter Hölzer gemäß den Vorgaben von DIN 68800-1. An Beispielen einer Verwendung von Lärche und Douglasie in GK 2 bzw. Lärche höherer Rohdichte in GK 3.2 zeigte er auf, dass Masseverluste bis 30 % resp. 15 % toleriert werden, während ein maximaler Masseverlust von 3 % bei imprägniertem Splintholz erlaubt ist. Am Ende seines Vor-trages warf er die Frage auf, ob und wenn ja, wie schutzmittelbehandeltes Holz im Rahmen der derzeitigen Überarbeitung in das Klassifizierungssystem von EN 350 integriert werden sollte.
Dass der Holzschutz nicht nur aus Gesetzen und Normen besteht, sondern dass sich dahinter auch ganz konkrete biologische Zusammenhänge verbergen, dies führte den Zuhörern der Hamburger Mykologe Dr. Tobias Huckfeldt vom Institut für Holzqualität und Holzschäden vor Augen. In seinem Vortrag über „Fäulepilze an Fachwerk und Holz im Außenbereich“ zeigte er die Wachstumsbedingungen für Fäulnispilze und die damit verbundenen Schäden im GaLaBau und bei Sichtfachwerken auf. Gefahrbereiche und typische Schadsituationen sieht er vor allem im Erdkontakt bzw. wenn während der Gebrauchsphase der GK 4 vergleichbare Belastungen am Holz entstehen, im Splintholz sowie im juvenilen Holz. Kritisch sieht er die Festlegung in DIN 68800, worin ein Splintanteil von 5 % bei Kernholz toleriert wird. Aus Sicht des Sachverständigen stellt dies einen Mangel am Holzprodukt dar, da der Splintholzanteil als Eintrittspforte für einen Fäulnispilzbefall am Kernholz fungiert. Welche Vielzahl von Fäulnispilzen an Holzprodukten im Freien zu erwarten ist und welches zerstörerische Potential diese aufweisen, belegte er eindrucksvoll mit zahlreichen Bildern aus seiner täglichen Sachverständigenpraxis.
Bildtext Holzschutztagung 1
Referenten und Gastgeber der Holzschutztagung 2014 (von links): Wendelin
Hettler, Dr. Tobias Huckfeldt, Dr. Ute Schoknecht, Dr. Ralf Möller, Dr. David Aston, Norbert Schröter und Dr. Peter Reißer.
Bildtext Holzschutztagung 2
Rund 80 Experten aus Industrie und Gewerbe, Behörden und Wissenschaft trafen sich in Fulda zur Holzschutztagung 2014.
Die Deutsche Bauchemie repräsentiert als Industrieverband die gesamte bauchemische Branche in Deutschland. Das Spektrum der 126 Mitgliedsunternehmen reicht vom kleinen und mittelständischen Spezialbetrieb bis zum weltweit operierenden Konzern. Mit rund 7,6 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaften diese Unternehmen die Hälfte des europäischen Marktvolumens und etwa ein Viertel des Weltmarktes. Unter dem Dach des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Deutsche Bauchemie die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen gegenüber der Fachöffentlichkeit, der Politik, nationalen und internationalen Behörden und Institutionen.