Wie schon zuvor bei der Premierenveranstaltung in Passau standen neben den Fachvorträgen auch viele Fragen und Diskussionspunkte der Teilnehmer im Mittelpunkt. Ein Teil beschäftigte sich mit ganz praktischen Aspekten, etwa den Messungen der Restfeuchte und einzuhaltenden Maximal-Werten bevor bauchemische Produkte eingesetzt werden sollten oder mit der Frage nach dem Handling der restlichen Ölverschmutzung und eventuell geltenden Höchstwerten vor dem Einsatz der bauchemischen Sanierungsprodukte. Beklagt wurde allgemein, dass es zu wenig Sachverständige gäbe, die zeitnah die Schäden an Bauwerken aufnehmen können; die Folge sei ein teils größerer Verzug bei den Sanierungsarbeiten, mehr Schimmelbefall und höhere Sanierungskosten. Auch gäbe es noch immer unseriöse Anbieter („Sanierungshaie“), weshalb Kontrollmaßnahmen der Sanierungsarbeiten und ihre gründliche Dokumentation empfohlen werden.
Technische Themen wie Untergrundbeschaffenheit und dazu passende Abdichtungssysteme, Rolle und Funktion von Sanierputzen oder die Reinigung bzw. Feinreinigung von verdreckten und mikrobiell belasteten Oberflächen samt notwendigem Arbeitsschutz kamen ebenfalls zur Sprache. Angemerkt wurde aus Teilnehmerkreisen, dass sich derzeit nur die DBC und der WTA mit der Abdichtung und Sanierung bereits existierender Bauwerke beschäftigen, DIN (national) und CEN (europäisch) dagegen nicht.
Im Hinblick auf künftige Hochwasserfälle sahen manche der Teilnehmer die Abdichtung im Verbund als einziges probates Mittel zur Schadensminimierung. Als zusätzliche Schwierigkeit an Gebäuden hochwassergefährdeter Regionen werden Wärmedämm-Verbundsysteme angesehen, hier solle man stärker auf Massivbauweise setzen. Das Vortragsprogramm war inhaltlich identisch mit der Veranstaltung in Passau.
Dirk Fischer (Köster Bauchemie AG) skizzierte die Bedeutung bauchemischer Produkte für die Gebäudesanierung nach Hochwasser und beschrieb u.a. als praktisches Beispiel die Beseitigung von Verölungen. Arno Kohls (Saint-Gobain Weber GmbH) präsentierte Innenabdichtungen und Verbundkonstruktionen als Sanierungs- und als Vorbeugemaßnahmen bei Hochwasserschäden. Durchfeuchtungen durch Hochwasser und nachfolgend Ablösungen von keramischen Belägen waren das Thema von Wolfgang Dehmel (PCI Augsburg GmbH). Günther Hermann (Mapei GmbH) beschrieb die Einflüsse von Feuchtigkeit auf Bodenbelagsmaterialien und als Lösungsmöglichkeiten je nach Schadensbild Rückbau und Neuaufbau, Absperren oder falls der Untergrund trocken und belegreif ist den normalen Aufbau eines Fußbodensystems aus filmbildender Grundierung, Spachtelung und Belagskleber. Nachträgliche Bauwerksabdichtung außen und innen mit dem Schwerpunkt Keller und Sockel stand im Mittelpunkt der Ausführungen von Rainer Spirgatis (Remmers Baustofftechnik GmbH). Judith Meider (Labor Urbanus GmbH, Düsseldorf) gab den Teilnehmern zahlreiche Fakten und praktische Empfehlungen für Maßnahmen gegen tatsächlichen Schimmelbefall mit. Sie plädierte dabei klar für die Feinreinigung statt purer Desinfektion.
Zum Abschluss erfuhren die Teilnehmer von Ekkehard Flohr (Ingenieurbüro Flohr GmbH), unter welchen Umständen sich zerstörende Organismen nach dem Hochwasser im Holz entwickeln und die Konstruktion schädigen können.
Die Reihe der Bauchemie-Fachtage endet in Dresden am 21.01.2014.
Bildtexte
- Die Referenten beim Bauchemie-Fachtag in Magdeburg (v.r.) Dirk Fischer (Köster Bauchemie AG), Wolfgang Dehmel (PCI Augsburg GmbH), Rainer Spirgatis (Remmers Baustofftechnik GmbH), Arno Kohls (Saint-Gobain Weber GmbH), Judith Meider (Labor Urbanus GmbH), Günther Hermann (Mapei GmbH), Norbert Schröter (Hauptgeschäftsführer Deutsche Bauchemie); auf dem Foto fehlt Ekkehard Flohr (Ingenieurbüro Flohr GmbH).
- Norbert Schröter, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Bauchemie, begrüßte die Teilnehmer, stellte das Programm und die Referenten vor.
Fotos: Deutsche Bauchemie
Die Deutsche Bauchemie repräsentiert als Industrieverband die gesamte bauchemische Branche in Deutschland. Das Spektrum der 125 Mitgliedsunternehmen reicht vom kleinen und mittelständischen Spezialbetrieb bis zum weltweit operierenden Konzern. Mit rund 7,6 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaften diese Unternehmen die Hälfte des europäischen Marktvolumens und etwa ein Viertel des Weltmarktes. Unter dem Dach des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Deutsche Bauchemie die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen gegenüber der Fachöffentlichkeit, der Politik, nationalen und internationalen Behörden und Institutionen.