Die Deutsche Bauchemie ist in zahlreichen europäischen Industrieverbänden Mitglied und baut zudem ein eigenes Europabüro in Brüssel auf. „Damit erhöhen wir die Präsenz unseres Verbandes in Brüssel bzw. in Straßburg und zugleich unseren Einfluss bei den EU-Institutionen“, so Vorstandsvorsitzender Johann J. Köster in seiner Rede vor der Mitgliederversammlung. Das erscheint notwendig, denn die zahlreichen Regelungen zu den Bereichen Wirtschaftsrecht und Binnenmarkt sowie Umwelt- und Gesundheitsschutz fallen inzwischen fast nur noch in Brüssel bzw. Straßburg und mitunter sind kurzfristige Reaktionen nötig: Da die EU-Kommission den Anhang III der Bauproduktenverordnung, der die verbindliche Formatvorlage für die Leistungserklärung enthält, geändert hat, sind nun auch die bereits erstellten Muster für die Leistungserklärungen und die CE-Kennzeichnungen an die neuen Vorgaben anzupassen. Köster: „Für Hauptgeschäfts-führer Norbert Schröter und sein Team in Frankfurt sowie den Experten in unseren Verbandsgremien heißt das, möglichst schnell die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.“
Ein weiteres Großprojekt für die Deutsche Bauchemie sind die Environmental Product Declarations (EPDs). Die Zahl der fertiggestellten und auf der eigenen Internetplattform (www.deutsche-bauchemie.de) abrufbaren Dokumente ist auf inzwischen über 180 Muster-EPDs angestiegen. Das Gesamtprojekt kann in diesem Jahr abgeschlossen werden, da inzwischen fast alle durch das unabhängige Institut Bauen und Umwelt (IBU) verifizierten Muster-EPDs für alle relevanten Produktgattungen vorliegen. Eine Arbeit, die andernorts registriert wird: „Der Europäische Kleb- und Dichtstoffverband FEICA und der Europäische Betonzusatzmittelverband EFCA haben gegenüber unserem Verband ihr verbindliches Interesse bekundet, das nationale Muster-EPD-Konzept auf europäische Ebene zu übertragen“, kündigte Köster an.
Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich erfreut, dass die Bundesregierung mit dem Sonderprogramm Brückensanierung endlich auf die wachsenden Verkehrsinfrastruktur-probleme reagiert, beklagte aber die finanzielle Ausstattung dieser Initiative als „viel zu niedrig“, zumal marode Brücken nur eine der Großbaustellen der Infrastruktur darstellten. Die deutsche bauchemische Industrie biete für die Sanierung oder den Neubau dieser Bauwerke innovative Produkte für sichere Lösungen, so Köster.
Den Vortragsteil der Jahrestagung bestritt zunächst Min. Dir. a.D. Michael Halstenberg, der die Mitglieder über neue Entwicklungen im EU-Bauproduktenrecht informierte. Mit dem EuGH-Urteil zum Vertragsverletzungsverfahren EU-Kommission gegen Deutschland in Sachen Bauregellisten des Deutschen Instituts für Bautechnik wird noch in 2014 gerechnet.
Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher, Universität Ulm, skizzierte sein Modell einer „ökosozialen Marktwirtschaft und Nachhaltigkeit“; es basiert wesentlich auf Wachstum ohne höheren Ressourcenverbrauch und funktioniert unter der Maßgabe globaler Abstimmungs- und Einigungsprozesse.
Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger referierte zum Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie beschrieb mit der zunehmenden „Versorgungsdenke“ der Menschen, neuen Gesetzen wie Mindestlohn und Rentenpaket sowie den Mängeln beim Datenschutz auch in Unternehmen ein nach ihrer Einschätzung aktuelles Gefährdungspotential für den Erfolg der Wirtschaft in Deutschland.
Die nächste Jahrestagung der Deutschen Bauchemie findet am 18. und 19. Juni 2015 in Baden-Baden statt. Hier wird der Vorstand neu gewählt, außerdem gibt der Verband dann die neuen Träger der Wissenschaftsmedaille und des Förderpreises bekannt.
Bildtexte:
• Vorstand und Obleute der Deutschen Bauchemie bei der Jahrestagung in Augsburg am 27.06.2014
• Verbandsführung und Referenten (v.l.) Johann J. Köster (Vorstandsvorsitzender Deutsche Bauchemie), Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Michael Halstenberg, Norbert Schröter (Hauptgeschäftsführer Deutsche Bauchemie)
Fotos: Deutsche Bauchemie
Die Deutsche Bauchemie repräsentiert als Industrieverband die gesamte bauchemische Branche in Deutschland. Das Spektrum der 126 Mitgliedsunternehmen reicht vom kleinen und mittelständischen Spezialbetrieb bis zum weltweit operierenden Konzern. Mit rund 7,6 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaften diese Unternehmen die Hälfte des europäischen Marktvolumens und etwa ein Viertel des Weltmarktes. Unter dem Dach des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Deutsche Bauchemie die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen gegenüber der Fachöffentlichkeit, der Politik, nationalen und internationalen Behörden und Institutionen.