Bauchemie-Lehrstuhl an der TU Berlin offiziell gestartet

Mit der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Dietmar Stephan am 17.01.2012 hat der durch die Deutsche Bauchemie e.V. geförderte Stiftungslehrstuhl für Bauchemie an der Technischen Universität Berlin offiziell den Lehr- und Forschungsbetrieb aufgenommen. Rund 150 Zuhörer, darunter Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Präsident der TU Berlin, und der komplette Vorstand der Deutschen Bauchemie, waren bei diesem für den Verband historischen Ereignis zu Gast.

Johann J. Köster, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bauchemie, würdigte den Tag als echten Höhepunkt und Premiere in der mehr als sechzigjährigen Geschichte der Deutschen Bauchemie: "Wir sind innerhalb der chemischen Industrie die erste Organisation, die als Verband eine Stiftungsprofessur an einer Hochschule in Deutschland auf den Weg gebracht hat.“ Köster skizzierte den nicht ganz einfachen Prozess von der Idee bis zur Realisierung der Professur und dankte den Initiatoren beim Verband, Dr. Alfred Kern und Hauptgeschäftsführer Norbert Schröter, sowie auf TU-Seite Prof. Dr.-Ing. Bernd Hillemeier für ihre Konsequenz, das Projekt auch in schwierigen Phasen erfolgreich zu Ende zu bringen. Die Professur ermögliche den Studierenden einen Blick über den Tellerrand der Architektur und des Bauingenieurwesens in die Chemie. "Bauchemie", so Johann J. Köster, "das verspricht spannende Themen, ein großes Potential für Forschung und Entwicklung und nicht zuletzt interessante Arbeitsplätze für die Absolventen. Wir hoffen sehr, dass wir demnächst die Wissenschaftsmedaille unseres Verbandes an Absolventen bzw. Doktoranden dieses Lehrstuhls vergeben können." 

Prof. Dr. Dietmar Stephan stellte in seiner mit zahlreichen Praxisbeispielen illustrierten Antrittsvorlesung den Einfluss der Bauchemie als wichtigsten Innovationsgeber für Baustoffe in den Mittelpunkt: "Chemische Additive wie Fließmittel, Härtungsbeschleuniger oder -verzögerer, Beschichtungen oder auch bauchemische Abdichtungen sind vielfach die Grundlage für modernes ressourcenschonendes Bauen.“ Um diesen vielfältigen Herausforderungen zu begegnen seien neue, auch interdisziplinäre Lösungsansätze gefragt: "So können zum Beispiel die Bionik mit ihren baustofflichen Vorbildern aus der Natur und die Nanotechnologie mit ihren Möglichkeiten der kleinen Dimensionen zu neuen Lösungswegen der Produktenwicklung führen.“

Intelligente Materialien sollten sowohl auf wechselnde Umgebungsbedingungen reagieren als auch drohende Überlastung oder das Ende ihrer Gebrauchsfähigkeit anzeigen. Prof. Stephan: "Moderne Ansätze sind heute unter anderem Materialien, die von selbst 'heilen' oder die bei Beschädigungen Abwehrstoffe freisetzen." Baumaterialien für das Wohnen der Zukunft könnten zum Beispiel nicht nur fotokatalytisch die Luft von Schadstoffen befreien, sondern auch mit Hilfe von Pflanzen und Biofilmen für ein besseres Klima sorgen. Darüber hinaus sollten sie zu Gewinnung, Speicherung und Verteilung regenerativer Energien beitragen. Bei all diesen Überlegungen liege immer auch ein Schwerpunkt in der Lebenszyklusbetrachtung von Materialien und Gebäuden, so Prof. Stephan. Das bedeute: Denken in Werkstoffkreisläufen und die Entwicklung neuer Recyclingstrategien schon während der Produktentwicklung. Diesen und weiteren Schwerpunkten – unter anderem auch in der Grundlagenforschung - will sich Prof. Stephan in den nächsten Jahren zusammen mit seinen Assistenten und Studenten am Lehrstuhl für Bauchemie verstärkt widmen.

Begonnen hatte die Veranstaltung mit einem profilierten Statement des TU-Präsidenten Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach über den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Industrie, über Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Für seine Lehranstalt stellte er klar: „Wir haben uns der Bauchemie nicht ausgeliefert, sondern sind dankbar. Die Stiftungsprofessur Bauchemie an der TU Berlin ist ein positives Beispiel für die Zukunft und wird dazu beitragen, der Fakultät Planen, Bauen, Umwelt und dem Institut für Bauingenieurwesen wieder mehr Bedeutung zu verleihen.“ Diesen Gedanken unterstrichen in ihren Grußworten auch die Leiter dieser beiden dem Fachgebiet übergeordneten Einrichtungen Prof. Dr. Johann Köppel (Dekan) und Prof. Dr. Mike Schlaich (Institutsdirektor) zusammen mit den besten Wünschen für ihren neuen Kollegen.  

Den Blick über die Hochschulgrenzen hinaus richtete abschließend BDI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel. Seine Analyse der "Krise der öffentlichen Haushalte, nicht der Realwirtschaft" führte über die Mängel in der Politik beim Management der Finanzkonsolidierung („kann nicht von Wahlterminen abhängen") oder der Energiewende („wird falsch gesteuert“) hin zur Beschreibung einer Wirtschaftsethik als Messlatte der Ausbildung, die Regeln setzt, aber zugleich sagt, wie man sie einhält, die Hilfestellung anbietet und zugleich ohne Kompromisse überwacht.

Bildtext Gruppenfoto Prof. Stephan und Vorstand Dt. Bauchemie:

Prof. Dr. Dietmar Stephan (r.) präsentierte vor seiner Antrittsvorlesung den Fachbereich Baustoffe und Bauchemie der TU Berlin den Vorstandsmitgliedern der Deutschen Bauchemie, (v.l.) Dr.-Ing. Peter Schneider, Hauptgeschäftsführer Norbert Schröter, Johann J. Köster, Dr. Josef Weichmann, Dr. Rüdiger Oberste-Padtberg


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